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BARF für erwachsene Hunde

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In vorherigen Artikeln haben wir das Thema „Barf“ aus einer sehr allgemeinen Perspektive betrachtet und zunächst erklärt, was „Barfen“ überhaupt bedeutet und warum viele Vorurteile von Kritikern nicht überzeugen können. In diesem Artikel wollen wir nun erklären, wie eine ausgewogene Barfernährung für erwachsene, gesunde Hunde aussehen sollte. Dies ist wichtig, denn auch beim Barfen kann man Fehler machen und nicht selten führt dies zu Mangelerscheinungen oder gesundheitlichen Problemen beim Hund und genau das wollen wir ja eigentlich mit dem Barfen verhindern.

ABER keine Sorge, eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit Barf ist nicht kompliziert. Wer ein paar einfache Regeln beachtet, kann seinen Hund gesund, ausgewogen und natürlich ernähren.

Regel Nr. 1: Futtermenge berechnen

Die tägliche Futtermenge für einen adulten, gesunden Hund sollte zwischen 2-4 % des Körpergewichtes betragen. Für einen 15 KG schweren Hund bedeutet dies also:

2% : 15000*0,02= 300g

4%: 15000*0,04= 600g

Quelle: http://bit.ly/2mA09L4

 

Die tägliche Futtermenge sollte also zwischen 300-600g liegen. Dies scheint eine sehr große Spanne zu sein. Hierbei müssen aber die körperliche Aktivität und der Stoffwechsel des Hundes berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, aus eigener Erfahrung zunächst mit 3% zu beginnen und die Gewichtsentwicklung des Hundes zu beobachten und dann die Futtermenge nach und nach anzupassen.

Regel Nr. 2: Zusammensetzung des Futters berechnen

Grundsätzlich versuchen wir, beim Barfen die Zusammensetzung eines Beutetiers zu imitieren. Über die genaue prozentuale Zusammensetzung gibt es jedoch bisher, je nach Autor, noch kleine Unterschiede. Aus eigener Erfahrung, können wir eine Ernährung in der Verteilung 80% tierische Bestandteile und 20% pflanzliche Bestandteile empfehlen.

Zusammensetzung der tierischen Bestandteile

Der Anteil an tierischen Bestandteilen sollte sich wie folgt aufteilen:

 

Ein Grundsatz in dieser Ernährungsform ist die Abwechslung um den Bedarf zu decken. Jedes Fleisch enthält andere Werte, sodass man in der Regel das Muskelfleisch, die Knochen und Innereien von zwei bis drei verschiedenen Tieren füttern sollte. Überwiegend rotes Fleisch. Das muss nicht täglich sein, sondern über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen. Auf Schlund sollte aufgrund der Schilddrüsenhormone gänzlich verzichtet werden.

Nun stellt sich noch die Frage, ob stückig oder gewolft füttern? Ganz klar, sofern der Hund es gut frisst, ist stückiges Fleisch vorzuziehen. Ihr fragt Euch warum? Es hat verschiedene Vorteile, wie z.B. die höhere Zahnreinigung durch das Zerkauen bzw. Reißen des Fleisches oder die höhere Verdaulichkeit und als Folge davon bleibt der Hund länger satt.

Oft vergessen aber unverzichtbar – Fett

Zusätzlich ist wichtig, dass der Fettgehalt zwischen 15 %  und 25 % liegen sollte. Fett liefert die nötige Energie für den Hund. Je nach Aktivität und Kälte, kann man das Fett entsprechend anpassen. Muss der Organismus des Hundes über einen längeren Zeitraum ohne die Zufütterung von Fett auskommen, zieht er sich Fett aus den Proteinen. Das wiederum wirkt sich negativ auf den Stoffwechsel aus und schlussendlich auch auf die Ausscheidungsorgane wie Leber und Niere. Daher unbedingt an das Fett denken!

Wie errechnet man die benötigte Menge bei 15 % Fett?

Bei 100 Gramm Muskelfleisch müssen es 15 Gramm Fettanteil sein (wir gehen von gewünschten 15% aus)

Sollte das Fleisch jedoch nur 6 % also 6 Gramm enthalten muss man die Menge des Muskelfleisches auf 91 Gramm anpassen und zusätzlich 9 Gramm Fett zufüttern.

Nicht zu vergessen – der Fisch

Was fehlt noch, um eine ausgewogene Fütterung zu garantieren? Fisch! Fisch enthält viele essentielle Fettsäuren, Jod und Vitamin D. Jedoch muss man aufpassen, denn nicht jeder Fisch eignet sich zur Fütterung.

Fischsorten die Reich an Vitamin D sind, sind folgende : 

  • Regenbogen-Forelle
  • Wildlachs
  • Hering
  • Sprotten
  • Sardine

 

Fisch, speziell Seefische sind zusätzlich ein guter Lieferant von Omega 3 Fettsäuren EPA und DHA. Leider decken Fleisch und Innereien den Bedarf nicht.

Jedoch sollte man bei der Fischauswahl folgen Punkt beachten. Etliche Arten enthalten Thiaminase. Das ist ein Enzym das Vitamin B1 zerstört. Füttert man zuviel davon, kann ein Vitamin B1 Mangel entstehen.

Thiaminase-freie Fische:

  • Lachs
  • Seelachs
  • Forelle
  • Rotbarsch
  • Markrele
  • Dorsch / Kabeljau
  • Doraden
  • Flussbarsch
  • Aal

 

Alles in allem sollte jedoch nicht auf Fisch verzichtet werden! Einmal wöchentlich sollte dieser auf dem Speiseplan stehen.

Was sollte man über die Fütterung von RFK – Rohe fleischige Knochen wissen

Generell gilt auch hier – Abwechslung! Verschiedene Knochen von unterschiedlichen Tieren für eine ausgewogene Ernährung füttern. Bitte NIEMALS gekochte oder tragende Knochen füttern. Gekochte Knochen splittern gerne. Tragende Knochen sind zu hart, sodass die Zähne hierdurch brechen können.

Es gibt Hunde, die vertragen keine RFK. Das äußert sich über Knochenkot oder Erbrechen. Hier kann man es mit gewolften Knochen probieren. Wahlweise kann man die Calciumversorgung mit Knochenmehl kompensieren.

Braucht man die Innerein wirklich oder kann man darauf verzichten?

Der Hund braucht Innereien! Diese enthalten alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe. Und stellen somit einen der wichtigsten Teile der Fütterung dar.

Die 15 % der Gesamtmenge setzten sich aus 1/3 Herz, 1/3 Leber und 1/3 Niere, Milz und Lunge zusammen.

Braucht man es wirklich? – Getreide

Oft hört man, dass Getreide, z.B. Kartoffeln, Reis, Nudeln, Weizen, Hirse, Gerste und vieles mehr, gefüttert wird. Ist das sinnvoll? Die Grundlage von Barf basiert auf dem Fressverhalten des Wolfes. Dieser hat zwar den Mageninhalt des gerissenen Beutetieres gefressen allerdings sicherlich kein Getreide in Form von Reis, Kartoffeln oder ähnliches. Daher können wir auf die Fütterung von Getreide mit gutem Gewissen verzichten. Aber braucht ein Hund denn keine Kohlenhydrate? Die wenigen Kohlenhydrate die er braucht, bekommt er über das Fett, Muskelfleisch sowie das Obst und Gemüse. Energie liefert das Fett.

Ein weiterer Grund weshalb wir Getreide ablehnen, liegt darin, dass Hunde vermehrt mit Allergien auf Getreide reagierten. Warum ist das so? Getreide enthält Gluten, Hunde reagieren häufig darauf.

Wenn man nicht auf die Fütterung von Getreide verzichten möchte, so sollte man auf Haferflocken zurückgreifen. Diese bestehen aus leicht verdaulichem Eiweiß und enthalten zum Großteil ungesättigte Fettsäuren.

 

 

 

Zusammensetzung der pflanzlichen Bestandteile

Der Anteil der pflanzlichen Bestandteile sollte sich wie folgt aufteilen:

Warum Obst und Gemüse füttern?

Man hat bei Untersuchungen des Wolfes festgestellt, dass dieser den Mageninhalt des Beutetieres ebenfalls frisst. Somit wird dieser Teil mit der Gabe von Obst und Gemüse nachgeahmt.

Bei pflanzlichen Bestandteilen ist zu beachten, dass Obst und Gemüse am besten püriert verfüttert werden. Der Verdauungstrakt des Hundes ist ansonsten nicht in der Lage, die Bestandteile und Vitamine optimal aufzunehmen, da die Zellwände aufgrund des fehlenden Enzymes nicht aufgespaltet werden können. Vor der erstmaligen Fütterung bestimmter Gemüse- und Obstsorten überprüfe bitte, welche Sorten von Hunden vertragen werden. Diese unterscheiden sich zum Teil von den für den Menschen verträglichen Sorten.

Regel Nr. 3: Nahrungsergänzungsmittel, Zusätze und weitere Bestandteile

Grundsätzlich ist eine Zufütterung von Nahrungsergänzungsmitteln bis auf einige Ausnahmen nicht nötig. Es ist auch nicht empfehlenswert sogenannte „Komplettpulver“ zu verwenden, da diese meist in Verbindung mit einer ausgewogenen Ernährung zu einer Überdosierung von Nährstoffen führen.

Bestandteile die zusätzlich gefüttert werden sollten

Seealgenpulver (Mineralien, Spurenelemente, Vitamine…)

Jod ist ein wichtiges Thema in der Rohfütterung. Meiner Meinung nach ist es nicht möglich Jodbedarf eines gesunden Hundes ohne ein natürliches Supplement zu decken. Jod ist kaum im Fleisch enthalten. Daher sollte jeder den Bedarf seines Hundes selbst errechnen anhand des NRC (National Research Council) Rechners. Aber Achtung, diese Werte sind für die Herstellung von Fertigfutter gedacht, aber dennoch für uns Barfer ein guter Anhaltspunkt.

Man nehme den Wert der Tabelle und rechnet diesen auf eine Woche hoch. Dann vergleicht man die Angaben des besorgten Seealgenmehl und kann sich errechnen, wie viel der Hund in der Woche benötigt. Konkret bedeutet dies, ein 30 kg schwerer Hund hat einen Tagesbedarf an Jod 302,52 µg. Auf die Woche hochgerechnet besteht ein Bedarf von 2.117,64 µg. Mein aktuelles Seealgenmehl hat einen Wert von 420 mg je Kilo. Das sind umgerechnet 420 µg auf 1 Gramm Seealgenmehl.

Man nimmt den Wochenwert von 2117,64 und teilt dies durch 420. Das bedeutet der Hund benötigt 5 Gramm Seealgenmehl in der Woche.

Aber Vorsicht, zuviel Jod schadet der Schilddrüse!

Hochwertige Öle (Omega 3-Versorgung…)

Gut eignet sich ein hochwertiges Omega 3-6-9 Öl, sowie ein Lachsöl zur Fütterung. Was zusätzlich unbedenklich gefüttert werden kann ist Kokosöl und Leinöl.

Nüsse und Samen (Vitamine, Fette…)

Nüsse und Kerne sind reich an Zusatzvitaminen und wertvollen Spurenelementen, wie Vitamin B und E, Magnesium, Kupfer und Zink. Sie stellen eine Bereicherung des Speiseplans dar. Als Faustregel kann man ein bis zwei Gramm je Kg / Körpergewicht füttern. Allerdings sollten diese gemahlen oder gemörsert verfüttert werden, da die Nährstoffe vom Hund sonst nicht aufgenommen werden können.

Gefüttert werden können: Sonnenblumenkerne, Sesam, Kürbiskerne, Walnüsse, Paranüsse, Haselnüsse, Pinienkerne, Cashewkerne.

Macdamianüsse und Bittermandeln sind für Hunde giftig. Erdnüsse gelten als Allergieauslöser und sollten daher nicht gegeben werden.

Hierbei gilt jedoch nicht immer der Grundsatz: Viel hilft viel! Vielmehr gilt es den individuellen Bedarf des Hundes zu bestimmen. Hierbei können entsprechende Bedarfrechner im Internet einen ersten Anhaltspunkt liefern.

Milchprodukte und Ei

Diese Produkte können – müssen aber nicht gefüttert werden. Sie enthalten einige Vitamine und tragen zur Versorgung mit essentiellen Aminosäuren bei. Man sollte jedoch nicht mehr als 5 % der Tagesration füttern. Zusätzlich sollte man auf einen geringen Milchzuckergehalt achten, da dies besser verträglich ist. Hier eignen sich Buttermilch, Joghurt, Quark und Hüttenkäse.

Auch können ein bis zwei Eier bzw. Eigelbe in der Woche gefüttert werden.

Fazit

Beachtet bitte, dass der Bedarf eines jeden Hundes variiert und dieser Artikel nur einen Überblick geben soll. Daher beobachtet euren Hund bitte und passt die Ernährung bei Unverträglichkeiten o.ä. an. Aber vor allem macht euch keinen Stress! Der Hund braucht nicht in jeder Mahlzeit alle Nährstoffe. Wichtig ist es, dass langfristig alle Nährstoffe in ausreichender Menge gefüttert werden.

 

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